Chronik

1920

Kaserne

Das ist die Ansicht der Kaserne des 1. und 2. Battalions des 7. Thüringer Infanterie Regiments Nr. 96. Im Vordergrund sehen wir die noch unbebaute Gerhart Hauptmann Straße. Das Bild stammt von einer Postkarte die leider kein Erscheinungs Datum hatte.

In diesem Jahr bestand an der ehemaligen 96er Kaserne eine kleine Gartenanlage, die sich „Gemeinnütziger Schrebergartenverein Gera“ nannte. Da der Landhunger der städtischen Bevölkerung im steten Wachsen begriffen war, war das Verlangen nach Gartenland so groß, das sich etwa 500 Bewerber um Landparzellen in die Liste des Vereins eingetragen hatte. Es musste neues Gartenland gesucht werden, zumal das jetzt genutzte Land zum Baugelände erklärt worden war.

1921

Am 14.06.1921 wurde ein Gesuch an die Gebietsregierung Gera-Greiz in Gera gerichtet, damit dem Verein das Gelände zwischen dem Feldweg Maschinengewehrkaserne – Bismarcksäule – Pflaumenanlage an der Dornaer Straße bis zum Fußweg hinter der damaligen Goebenstraße ab 01.10.21 vom Pächter, dem Kammergut Laasen, freigemacht werde.
Der Großgrundbesitzer, Fürst Reuß, war zwar zum Verkauf bereit, der Pächter machte jedoch Schwierigkeiten. Erst durch eine amtliche Verfügung vom 27.06.1921 erhielt der Verein das Verfügungsrecht gegen Zahlung eines Pachtzinses. Die gesetzliche Regelung hierzu bildete die Kleingarten- Kleinpachtlandordnung vom 31.07.1919.

09.11.1921 Gründung der Anlage

Dohrenwendt Pual und Michels Friedrich

2 Pioniere vom Steinertsberg
Dohrenwendt Paul und Michels Friedrich

Am 09.11.1921 fand die Gründungsversammlung des „Schrebergartenvereins am Steinertsberg in Gera“ statt. Der Vorstand musste seine Bewährungsprobe bestehen. Die fürstliche Hofkammer verlangte zur Sicherung ihrer Forderungen bei der Bank, die Aufnahme eines Darlehens von mindestens 150.000,–RM. Gleichzeitig wurde die Gründung einer Genossenschaft gefordert, deren Mitglieder je 1000,–RM als Anteil einzuzahlen und die persönliche Haftung zu übernehmen hatten. Es blieb nichts anderes übrig, als auch dieser Forderung nachzukommen und die Genossenschaft zu gründen. So entstand die Kleingartengenossenschaft Steinertsberg e.G.m.b.H..

Der Aufbau der Gartenanlage ging vorwärts. Die ersten 59 Gärten wurden vermessen und ausgelost. Aus dem ehemaligen Kleefeld wurde nach mühevoller Arbeit Gartenland. Es wurde eingezäunt und unter Mitarbeit aller Gartenfreunde auch der Außenzaun gesetzt. In den Jahren der Wirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit erhielt der Steinertsberg ein gärtnerisches Bild. Die Gartenfreunde suchten Erholung und Entspannung in ihren Gärten. Nicht verschwiegen werden darf dabei, das die schwierige Lage Deutschlands an keinem spurlos vorüberging.

Steinertsberg 1926

Der Steinertsberg 1926
Blick vom Bergheim zur Bismarcksäule

Steinertsberg History

Steinertsberg um ca. 1930 oder später? Auf dem Bild ist noch die Biamarcksäule zu sehen. Diese wurde 1949 abgerissen um Baumaterial für neue Bauernhöfe zu erhalten.

1927

Am 01.04.1927 wurde ein neuer Pachtvertrag abgeschlossen, welcher bis 1945 lief. Das Fichtenwäldchen, der Steinbruch an der Kaserne und auch der mit Pflaumenbäumen bepflanzte Hang an der Dornaer-Straße wurde in den Pachtvertrag einbezogen, sodass das gesamte Pachtgelände ca. 14 ha groß war.

Die Genossenschaft wurde 1927/28 wieder aufgelöst und an ihrer Stelle trat der „Schrebergartenverein am Steinertsberg e.V.“ in das Pachtverhältnis ein.

31.01.1928 Gründungsversammlung „Schrebergartenverein am Steinertsberg“ in Gera

Dokument vom 05.05.28 Amtsgericht Gera – Eintragung im Vereinsregister unter Nr. 148 Dokument vom 01.01.1929 Bestätigung über die Zugehörigkeit zum Landesverband Thüringen im Reichsverband der Kleingartenvereine Deutschlands.

Das Bergheim

Mit dem Wachsen der Anlage entstand das Bedürfnis nach einem gemeinschaftlichen Wirtschaftsgebäude. Der Vorstand setzte sich mit den Behörden in Verbindung und erhielt am 13.10.1928 die Genehmigung zur Errichtung eines Wirtschaftsgebäudes mit anschließender überdachter Halle.

In mehreren freiwilligen Arbeitseinsätzen konnte dieses Gebäude innerhalb kurzer Zeit errichtet werden. Am 03.12.1929 erfolgte die Abnahme mit Bescheinigung durch die Behörde.

Somit bestand nun die Möglichkeit, nach getaner Arbeit, Flaschenbier und andere Getränke zu bekommen. Ein Jahr später gab es die Konzession zum Bierausschank. Ein langgehegter Wunsch der Gartenfreunde ging in Erfüllung.

Die Köstritzer Brauerei stellte Gartenmöbel gegen entsprechende Sicherung zur Verfügung. Die Erlaubnis zum Ausschank alkoholfreier Getränke wurde erteilt. Das gastronomische Niveau stieg weiter an.

Dokument vom 13.10.1928 Genehmigung zur Errichtung eines Wirtschaftsgebäudes mit überdachter Halle
Dokument vom 01.12.1929 Abnahmebescheinigung Unterkunftshalle und Abortanlage
Dokument vom 12.07.1929 Sicherungsübereignungsvertrag für Gartenmöbel mit der Fürstlichen Brauerei Köstritz

Da das Vereinsgelände in der Flur Laasen lag, und nicht in der Stadt Gera, unterlag der Verein auch den Steueranordnungen der Gemeinde Laasen.
Daraus folgend, wurde aus der Not an finanziellen Mitteln am 31.03.1931 in der Gemeinde Laasen eine Gemeindebiersteuer beschlossen.

1933

Die Naziherrschaft ist angebrochen. Wegen der Gleichschaltung erfolgt am 18.11.33 eine Änderung der Satzung.
Der Verein erhielt die Aufgabe, die Nutzung des Landes eines Kleingartens im Sinne der Verbundenheit von Blut und Boden als Grundlage für Staat und Volk zu gewährleisten.
Mitglied konnte nur werden, wer arischer Abstammung war.

1934 – 1939

Bergheim 1934

Dieser Zeitzeuge wurde bei der Renovierung des Bergheims hinter der Holzvertäfelung gefunden.

Im Verein und Kolonie wurden weitere Fortschritte erreicht. Erneuerungen im Heim, der Bau einer Bierbude mit Wasserentnahme und der Lichtanschluß im Heim sollen hier erwähnt sein.

Es wird weiterhin beraten, wie und in welcher Form das Heim erweitert werden kann, da die Räumlichkeiten für die Durchführung von Versammlungen und Festlichkeiten zu klein war. Mittel für diese Maßnahmen standen nicht ausreichend zur Verfügung. Nach vielen Hin und Her und einigen Schwierigkeiten wurde der Erweiterungsbau doch durchgeführt. Das fertige Gebäude konnte im Herbst 1934 zur Benutzung freigegeben werden. Endlich hatten die Mitglieder im Heim, in dem sie Zusammenkünfte und Vergnügen vernünftig durchführen konnten.

Die Nazizeit bewirkte auch Veränderungen innerhalb des Vorstandes, der Vorsitzende des Vorstandes nannte sich Vereinsführer.
Ein weiteres Problem dieser Jahre war die Versorgung der Gärten mit ausreichend Wasser. Jährlich wurde der Etat überzogen. Die Kosten konnten nicht mehr gedeckt werden und es kam zur Sperrung der Wasserentnahme.

Hier möchte der Chronist schildern wie sich die Wasserversorgung darstellte. Waren es doch die Jahre 1922 – 1926 wo absolut kein Wasser, außer Regenwasser in Fässern zur Verfügung standen. So pilgerten während der Sommerzeit Kinder, Frauen und Männern mit Kannen, Eimern, Büchsen und was sonst noch zur Verfügung stand, vom Bieblacher Bach in Richtung Steinertsberg, um den Pflanzen Wasser zu bringen, damit sie auf dem ausgedörrten Boden nicht eingehen.

Solchen Strapazen mussten sich die Gartenbesitzer unterziehen, um den Ertrag ihrer Arbeit nicht voll in Frage zu stellen. So entstand 1926 die erste Wasserleitung mit städtischem Wasser (Trinkwasser) auf dem Steinertsberg. Der dazu erforderliche Behälter wurde ein Jahr später mit einem Fassungsvermögen von 24m³ gebaut. In der gesamten Anlage gab es aber nur 3 zentrale Zapfstellen an den Wegen. Das Wasser musste von hier mit Kannen geholt werden.

So kostete ein m³ Wasser immerhin 0,25 RM, ab 1932 0,50 RM. Die Kosten beliefen sich pro Sommer auf ca. 1000 RM, was eine erhebliche Belastung für den Verein darstellte. Deshalb blieb es nicht aus, dass während der sehr trockenen Sommer, das Wasser, wegen der zu hohen Gebühren abgestellt werden mussten.

In den dreißiger Jahren musste der Verein feststellen, dass die Gärten im Bewuchs zu dicht wurden. Die nun schon zu groß gewordenen Bäume führten zu geringeren Erträgen. Man beschäftigte dich intensiv mit der Entrümpelung und Aufrichtung der Gärten. Derartige Maßnahmen sind ein ständiger Prozess und können nur schwer voll durchgesetzt werden.

1939 – 1945

Es begann der schrecklichste aller Kriege. Viele Gartenfreunde mussten den Spaten mit dem Gewehr vertauschen und kehrten nie zurück.
Um die Ernährungsanlage zu verbessern, ordneten die übergeordneten Leitungen eine Umgestaltung der Gärten an. Spenden für Nationalsozialistische Verbände und Lazarette wurden immer häufiger durchgeführt.
Wie überall, rief man auch die Vereinsmitglieder auf sparsam mit Düngemitteln, Sämereien und Wasser umzugehen. Der Krieg brachte Unzufriedenheit, Kummer und Leid übers ganze Land. Jeder versuchte so recht und schlecht durchzukommen. Die verbleibende Freizeit nach schwerer Arbeit diente dem Garten.

1945 – 1955

Der Krieg und das „Tausendjährige Reich“ waren beendet. Überall herrschte Not und Elend. Obwohl die Gartenanlage bis Kriegsende gut in Ordnung gehalten wurde, musste nach dem Zusammenbruch Demolierungen und andere Delikte in Kauf genommen werden. Die Versorgung mit Lebensmitteln war unzureichend, es fehlte an Brennstoffen und vielen mehr. So wurde während dieser Zeit der gesamte untere Außenzaun gestohlen. Hatte man Mobilar und Wertgegenstände vor den Bombenangriffen in Sicherheit in den Gärten retten können, so waren nun diese Lauben lohnende Objekte für Plünderer und Diebe, die Schwarzmarktgeschäfte mit diesen Gegenständen trieben. Man musste sich sogar soweit schützen und Nachtwachen mit Gartenfreunden bilden. Viele Mitglieder opferten so manche Nacht.

Die gesamte Einrichtung des Heimes wurde entwendet. Trotz dieser üblen Vorfälle ließen sich die Kleingärtner nicht entmutigen. In dieser besonders schweren Zeit engagierte sich besonders der Gartenfreund Karl Wildensee für die Anlage. Der Vorstand hatte es in den Nachkriegsjahren nicht einfach. Der Wunsch der Bevölkerung nach Gärten stieg sprunghaft an. Jeder wollte, um die schwere Zeit einigermaßen zu überbrücken, selbst etwas anbauen.

In den Gärten baute man überwiegend Gemüse, Obst und Kartoffeln an. Um diesbezüglich etwas Erleichterung zu schaffen, erhielt die Anlage nach 1945 vom VEG Laasen, das Freiland hinter dem Berg als zusätzliche Fläche. Viel Arbeit und Schweiß kostete die Urbarmachung dieses Geländes.

Bodenreform 1945

Auf Grund der Verordnung der Landesverwaltung Thüringen über die Bodenreform, vom 10.09.1945, wird das Kammergut Laasen aufgelöst. Der Gemeinnützige Schrebergartenverein Steinertsberg e.V. erhält mit Urkunde vom 23.12.45 sein Pachtland als Eigentum schuldenfrei.

Dieses politische Ereignis mobilisierte neu Kräfte, denn Eigentum verpflichtet, und half zur Ertragung vieler schwerer Repressalien und Rückschläge durch die naheliegende Kaserne der russischen Besatzungsmacht.

Wie schon erwähnt, war das Bergheim in arge Mitleidenschaft gezogen. Man entschloss sich, um mehr Sicherheit im Bergheim zu garantieren und den Gartenfreunden wieder Getränke anbieten zu können, eine Wirtswohnung anzubauen. Dieses Vorhaben wurde 1948 realisiert. Als erster Wirt konnte Paul Kieß Einzug halten. Das Bergheim war nun ganzjährig als Gaststätte geöffnet und stand der Öffentlichkeit und dem Verein zur Verfügung.

Kleingartenhilfe des FDGB 1950 – 1954
Auf gesetzlicher Basis wurde das Kleingartenanwesen der DDR neu geordnet und die selbstständigen Vereine in die Kleingartenhilfe der FDGB integriert. So erhielt der Verein 1950 die Bezeichnung

„Kleingartenhilfe des FDGBOrtsgruppe Steinertsberg, Gera“

Die Organisation erfolgte nach einheitlichen Statuten.

Die Zeit blieb nicht stehen, die materiale Versorgung wurde etwas besser. 1952 konnte der gestohlene Zaum endlich wieder ersetzt werden. Mit viel Mühe und Liebe zum Verein wurde fast Unmögliches organisiert. Pro Garten wurden 10 Stunden und mehr gemeinschaftliche Arbeit im Jahr geleistet. Besonders die Rentner waren in dieser Zeit aktiv.
Hervorzuheben sind hier die Freunde Otto Harnisch, Heinrich Hebenstreit, Bruno Lehmann, Karl Lanzendorf, Edmund Steffan, Armin Meißner, Friedrich Michels, Paul Dorenwendt und Oskar Todt.

Nach all den entbehrungsreichen Jahren sollte nun auch das heitere, fröhliche Leben auf den Berg wieder Einzug halten. Eine Tradition waren die alljährlichen Sommerfeste. Das letzte Fest der frühen Jahre registrierte man 1939.

Der Wiederbeginn 1950 war ein voller Erfolg. Obwohl sich der Verkauf nur auf kleine Stände, eine Bierbude und den Rost beschränken musste, wurden bis zu 2500 Roster und 25 hl Bier verkonsumiert.

Einen weiteren Höhepunkt stellten die in jedem Frühjahr durchgeführten Walpurgisfeiern dar. Diese aus dem Harz kommende Tradition brachte der Gartenfreund Friedrich Michels mit auf den Steinertsberg. So wurden am 30.04. jeden Jahres ein Feuer entzündet, um die Hexen und mit den Winter zu vertreiben. Mit viel Stimmung und guter Laune wurde dieser Abend begangen und der Garten war bei vielen frei von Abfallholz.

1954

Die Verordnung „Zur Förderung des Kleingarten-Siedlungswesen und der Kleintierzucht“ von 22.04.54 beeinflusst das weitere Geschehen. Die Organisierung aller Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter für die Planwirtschaft der DDR wurde vorangetrieben. Die Verwaltungsstruktur ist der allgemeinen Verwaltungsstruktur der DDR nach Bezirken und Kreisen angepasst.

Unsere Vereinsbezeichnung wurde nun:

Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter
Kreisverband Gera – Stadt
Ortssparte Steinertsberg – Sparte – Kleingärtner und Siedler

1959 führt diese Zentralisierung zur Bildung des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter im Berlin. Die Ziele der Organisation werden nun einheitlich gelenkt. Der Wettbewerb um hohe Erträge zur Sicherung Ernährung der Bevölkerung mit Obst und Gemüse spielte bis zum Ende der DDR eine entscheidende Rolle.

Eine weitere gute Tat der Gartenfreunde waren die jährlich durchgeführten Spenden von Obst für Kinder und Kranke. Es war für viele Mitglieder ein Herzensbedürfnis hier ihren Beitrag zu leisten.

Ein dringliches Problem bewegte alle Mitglieder, wie kommen wir zu Strom und mehr Wasser, aber dieser Wunsch musste noch etwas aufgeschoben werden. 1954 vereinbaren 10 Gartenfreunde unter Leitung von Gfrd. Ille eine erste Erweiterung des Elektronanschlusses des Bergheims, über ein Freileitungsnetz ab Bergheim wollen sie ca. 30 Gärten versorgen. Die Kosten für dieses Vorhaben werden durch die beteiligten Gartenfreunde anteilig getragen.

1956 – 1958

Bedingt durch eine verbesserte Versorgungsanlage der Bevölkerung und auch durch sogenannte Republikflucht, gab es in diesen Jahren eine ganze Reihe verwahrloster Gärten, der Vorstand musste sich ernsthaft mit diesem Problem beschäftigen. Besonders den überalterten Baumbestand galt es in vielen Gärten zu beseitigen.

Fachberatung stand auf der Tagesordnung. Im Bergheim wurde als Fachberatungsstützpunkt, auch für die Nachbarsparten, Fachvorträge mit Anleitung vor Ort organisiert. Dies hatte einen hohen Stellenwert unter dem Gesichtspunkt, dass es kein Fernsehen gab und Bücher schwer beschaffbar.

Die gemeinschaftlichen Arbeitsstunden schwankten zwischen 6 und 8 Stunden in den einzelnen Jahren. Eine Barzahlung der Stunden wurde nicht akzeptiert, jede Stunde wurde dringend gebraucht und gefordert.

1956 vergab der Verein erstmalig Parzellen Freiland am Nordhang zur Nutzung. Es entstand die heutige Abteilung 6. Emsig wurde hier gearbeitet und gewühlt, es entstanden neue Lauben, die neuen Kulturen wuchsen schnell heran und der Nordhang wurde später zum Vorzeigeobjekt der Anlage.

1959

Das Jahr 1959 war wieder ein Jahr großer Trockenheit. Die Ungezieferplage hatte über Hand genommen. Ebenso musste die große Zahl von Feldhasen als Gartenplage angesehen werden. Wassermangel blieb auf Grund der schönen Wetterperiode nicht aus. Mehrmaliges Schließen der Wasserhaupthähne war die Folge. Zu diesen Schwierigkeiten, die vom Vorstand und weiteren aktiven Gartenfreunden gelöst werden mussten, kamen weitere unangenehme Vorfälle dazu.

Trieben sich doch zweifelhafte weibliche Personen in der Anlage, sowie im Bergheim herum. Es kam so zu unliebsamen Zwischenfällen die ein energisches und hartes Vorgehen erforderten. Eine neue Neuverpachtung des Bergheims machte so einige Schwierigkeiten.

1960

Trockenheit, Ungeziefer – und eine Kaninchenplage kennzeichnete auch dieses Jahr. Hier muss erwähnt werden dass die Sparte jährlich eine Spätwinterspritzung organisierte und in Eigeninitiative eine mobile Motorspritze betrieb. Der Kampf gegen verwahrloste und liederliche Gärten wurde fortgesetzt. Manch hartes Wort musste gesprochen werden. Um die Streitprobleme besser zu lösen wurde, wie in den Betrieben eine Konfliktkommission gebildet.

Am Süd- und Westhang pflanzten freiwillige Helfer 45 Sauerkirschen. In der Anlage wurden Verkehrsschilder aufgestellt.

1961

Die Anlage feierte ihr 40 jähriges Bestehen. Außer den üblichen anfallenden Angelegenheiten, die erledigt werden mussten konzentrierte man sich auf das Jubiläum.
Am 11.11.1961 feierten die Mitglieder im Bergheim. Nach der Festansprache wurden die Mitglieder die bereits auf 40 Jahre Mitgliedschaft zurückblickten besonders gewürdigt.

Aenlich, Paul
Dorenwendt,Paul
Dicke, Otto
Gösler, Arno
Frau Grosse
Frau Gutsche
Hahn, Alfred
Harnisch, Otto
Hebenstreit, Heinrich
Lanzendorf, Karl
Michels, Friedrich
Michels, Wilhelm
Frau Möckel
Merkel, Kurt
Pülz, Max
Frau Sachs
Schöpfel, Karl
Frau Schmeisser
Schütz, Leopold
Thunn, Otto
Wildensee, Karl
Herr Wimmer
Witte, Robert

Beim gemütlichen Beisammensein gaben einige der Jubilare Anektoden und Begebenheiten aus den Gründerjahren zum Besten. Es wurde herzhaft gelacht und die Gesellschaft war in blendender Stimmung.
Eine Woche später gab es den 2. Teil der Gründungsfeier mit einer Ehrung für den Gfrd. Seidel für seine 25 jährige Tätigkeit.

Noch im November des gleichen Jahres verstirbt Gfrd. Gärtnermeister Wildensee.

1962 – 1963

Die Jahre 1962/63 verliefen ohne besondere Höhepunkte.
Erste Anträge zur Bereitstellung von Land für den Garagenbau wurden an den Verein gerichtet.
Später entwickelte sich am Südhang ( nähe Haupteingang ) eine Großbaustelle für Garagen. Der Vorstand hatte hier die Überlegung, mit der Pacht der Garagenbesitzer viele Probleme der Gesamtanlage lösen zu können. Aber es kam einige Jahre später alles anders.
Da das Gelände der Garagengemeinschaften keiner kleingärtnerischen Nutzung unterlag, so wurde es 1972/73 vermessen und aus dem Anlagenbestand herausgelöst. Als neuer Eigentümer wurde die Stadt Gera mit Verwaltung über die Gebäudewirtschaft im Grundbuch vermerkt.

1964

Die Wasserknappheit und das Anwachsen des Gartenbestandes stellen den Verein vor immer schwierigere Probleme. Nun wurde der lang diskutierte Beschluss gefasst, die geplante eigene Wasserversorgung in die Tat umzusetzen. Es drehte sich um ein kühnes, aber vielversprechendes Objekt. Die Unterstützung des VEB Wasserwirtschaft wurde zugesagt. Alle Probleme, wie Projektierung, Finanzierung, Materialbeschaffung, Standort des Brunnens und die erforderlichen Arbeitsleistungen sollten nun Gestallt annehmen.

Nach der Projektierung stellte die Finanzierung die Gartenfreunde vor ein ernstes Problem, so wurden kein Kredit bei der Bank, sondern der Kauf von Anteilscheinen in Höhe vom 100,- bis 200,- DM innerhalb der Sparte organisiert.

Die Gärten entwickelten sich gut. Um bei den Gartenfreunden noch mehr Initiativen zu wecken wurde der Wettbewerb zwischen den Mitgliedern ins Leben gerufen. Folgende Punkte sollten darin ihren Niederschlag finden.

1. Zustand der Umzäunung und der Baulichkeit
2. Pflege und allgemeines Bild des Gartens
3. Schädlingsbekämpfung
4. Schnitt und Pflege der Obstgehölze
5. Vortrags- und Versammlungsbesuch

Die Anlage selbst stand mit 250 anderen Vereinen im Wettbewerb.

In der Auswertung 1964 belegte der Steinertsberg den 7. Platz.
An den Arbeiterfestspielen 1964, die in Gera stattfanden, beteiligten sich unsere Mitglieder mit Spenden. Sie stellten ein großes Sortiment Blumen, als auch eine große Menge Obst zur Verfügung.

1965 – 1968

Die Jahre 1965 – 1967 standen ganz im Zeichen des Wasserleitungsbaues. So wurde der Brunnen an der Dornaer Straße mit Häuschen errichtet und Schritt für Schritt die Speiseleitung mit dem Elektrokabel für die Pumpe zwischen Hochbehälter und Brunnen eingebracht.

Aber auch parallel wurden die ersten Schritte zur weiteren Elektrifizierung vorangetrieben. Ein Kabel vom Bergheim zum Elektrohäuschen am Wasserbehälter bildetet die Grundlage zur Elektrifizierung der oberen Bereiche und die Versorgung der Pumpe mit Strom. 1971 ist es dann so weit, wo sich viele Gartenfreunde auf den Weg 1 und 2 ein Lichtfest leisten können.

Die im Januar 1968 durchgeführte Jahreshauptversammlung gestaltete sich wiederum zu einem Höhepunkt. Es wurden verdienstvolle und 40 Jährige Mitglieder geehrt. Ein Arbeitsprogramm, welches in den wesentlichen Punkten dazu beitragen sollte, die gesamte Anlage in ein besseren Zustand zu versetzen wurde von der Versammlung gebilligt.
Grfd. Günter Fritsche wird 1. Vorsitzender.

Frauenaktiv 1968

Am 23.05.1968 wurde im Verein ein Frauenaktiv gebildet, deren Vorsitz Gartenfreundin Balsam übernahm.
In den monatlichen Zusammenkünften beschäftigten sich eine Gruppe Frauen mit interessanten und kulturellen Problemen der Kleingärtner, fertigten Bastelarbeiten an und führten Obstsammlungen und Ausstellungen durch. Der Kindergarten in der Dornaer Straße erhielt so manche Obstspende. Ein Patenschaftsvertrag sicherte eine stabile Bindung.
Das weitgesteckte Ziel war jedoch die Schaffung einer Gesangsgruppe, was auch gelang.

Bau eines neuen Wasserbehälters

Nach eingehender Prüfung stellte man fest, dass der alte Wasserbehälter nicht in die neue Wasserversorgung einbezogen werden konnte, sein Zustand war bereits zu schlecht und das Fassungsvermögen zu klein.

Auf der Mitgliederversammlung vom 13.10.68 wurden die Weichen für einen neuen Behälter gestellt. Die Arbeiten begannen noch im Herbst, wurden im Frühjahr zügig fortgesetzt, so dass am 30.08.1969 das 1. Wasser eingespeist werden konnte. Im Zuge dieser Maßnahmen machte sich die Verlegung von ca. 200 m Wasserleitung, die Herstellung mehrere Anschlüsse und der Bau des Verteilerhäuschens ebenfalls notwendig.

Bis 1975 dauerte es jedoch, ehe die Wasserbehälterbaustelle sich einigermaßen in das Bild des vorhandenen Gartens einpasste.
1983 – 84 wurden die gerissene Außenummauerung mit Erdreich angeschüttet und die Krone isoliert.
Für 1996 haben wir eine Sanierung des Ummauerungsringes mit Trogsteinen vorbereitet.

Wie löste man als Verein die kompliziertesten Aufgaben. So wurde festgehalten, das am 16.06.69 ein Patenschaftvertrag zwischen der soz. Brigade Welle von der VEB Technische Gebäudeausrüstung Gera, Abt. Materialwirtschaft und dem Verein unterzeichnet wurde.

Beide Partner wollten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen. Gartenfreund Welle tat für seinen Verein sein Möglichstes bei der Beschaffung des Wasserleitungsrohrmaterials mit Zubehör.

Auch Gartenfreund Kurt Berger, der bei der Wasserwirtschaft beschäftigt war trug zum Erfolg bei.
Ein Leitungsprinzip der siebziger Jahre war bei der Vergabe von Gärten: Was kannst du als neuer Pächter durch deinen Beruf und berufliche Tätigkeit einbringen und was wird dringend gebraucht.

Die Nachfrage auf Gärten riss in den Jahren 1961 – 1989 nie ab. Ein Kleingarten war neben dem Auto das wichtigste Objekt für die Familie, um vor allem aus den Wohn- Schlafneubauviertel im Sommer zu entfliehen.

1970

Auf der Kreisdelegiertenkonferenz des VKSK, am 09.05.1970 wurde die Wettbewerbsauswertung vorgenommen. Die Sparte Steinertsberg belegte einen hervorragenden 2. Platz. Im Vorjahr war es der 17. Platz. Die Kulturgruppe unserer Sparte übernahm die kulturelle Umrahmung dieser Veranstaltung mit Gesang und Rezitationen. Gfrdin. Balsam, Gfrd. Fritsche und die gesamte Kulturgruppe erhielten hier Lob und Auszeichnungen.

Beim Bezirksleistungsvergleich der Thüringer Bezirke (Erfurt, Gera und Suhl) auf der IGA in Erfurt zeichnete sich unsere Gruppe erneut aus. Für künstlerisches Volkschaffen erhielt sie das Prädikat „Gut“.

Die guten Leistungen der kulturgruppe setzte sich noch einige Jahre erfolgreich fort, aber im Bergheim war kein erfolgreiches Üben neben laufenden Gaststättenbetrieb möglich. So gelang es Gartenfreundin Elfriede Dicke in den Sozialräumen des Kraftverkehrs in der Dornaer Str. eine Ausweichmöglichkeit zu finden.

Aber keiner wird jünger und der Nachwuchs ließ auf sich warten. Die Kulturgruppe stellte ihre Arbeit ein. Das Frauenaktiv arbeitete bis 1987 erfolgreich und unterstützte den Vorstand besonders bei den Vorbereitungen und Durchführung des Sommerfestes.

1974

1974 erfolgte die erste Stromversorgung über den Nordhang durch die separate Einspeisung an der Dornaer Straße. Das Kabel stellte die EV – Gera und das Schachten und Verlegen erfolgte durch die interessierten Gartenfreunde. Das Elektrohäuschen war errichtet und die Kabel zu den Verteilungsstellen gezogen. Verteilung nach Verteilung wurde nun zugeschaltet und die Gärten angeschlossen. Besondere Verdienste bei der Organisation der Schachtarbeiten gebühren Gfrd. Lemberg und der Elektriker Gruppe Gfrd. Nippert, Franz und Quickert.

Für die Abrechnungsfragen wurde Gfrd. Lieske gewonnen. Jeder Stromabnehmer hatte 150 M Teilnehmereinlage und 12 Stunden gemeinschaftliche Arbeitsleistung für seinen Anschluss zu erbringen. Diese Regelung besteht auch 1996 noch!

1977

Zur Mitgliederversammlung am 15.01.1977 wird Gfrd. Kurt Berger zum 1. Vorsitzenden und Gfrd. Helmut Dorf zum 2. Vorsitzenden gewählt. Gfrd. Günter Fritsche scheidet aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand aus.

1978 – 1990 Multicarfahrgemeinschaft für die Sparte

1978 gelang das Kunststück, einen im VEB Filtertechnik durch Neuanschaffung ausgesonderten Multicar M22 über unseren Gartenfreund, Karl-Heinz Krüger, zu erwerben. Ziel dieser Anschaffung war, eine verfügbare motorisierte Transportmöglichkeit für die Anlage und die Pächter zu erhalten, und somit viele Aufgaben leichter und effektiver zu lösen.

Das Fahrzeug mit einer Nutzlast von einer Tonne wurde in liebevoller Kleinarbeit wieder hergerichtet und tuckerte bis 1990 mit unverkennbarem Klang über unseren Berg.
Gemäß dem geltenden Recht der DDR war das Fahrzeug haftpflichtmäßig und steuerlich über den VKSK sehr kostengünstig abgesichert.

Die Fahrgemeinschaft bestand überwiegend aus den Mitgliedern:
Jäger, Herbert; Reinhold, Günter; Krüger, K.-Heinz; Scharfeinorth, Roland; Milke, Dieter und vor allem Schmidt, Peter.

In vielen Stunden für den Verein und auch für andere Gartenfreunde konnte so manches Bauvorhaben organisiert werden. Der Unkostensatz lag bei 10,– M/ Stunde.
Bei den Jahresabrechnungen gab es oft Überlegungen zur Rentabilität, da die gefahrenen km in den letzten Jahren durch die gestiegene Motorisierung unserer Mitglieder stark rückläufig waren.

Mit der Wiedervereinigung haben wir das Fahrzeug stillgelegt und 1992 zur Ersatzteilverwertung entsorgt.

So sollen beispielhaft zwei Jahresabrechnungen informieren
1979 gefahrene Stunden 159 davon 67,5 für Mitglieder gesamt gefahrene km 595
1981 gefahrene Stunden 232 davon 113,0 für Mitglieder gesamt gefahrene km 1364.

1979 BHG – Bungalow auf der Festwiese

Gemäß einer zentralen Festlegung erhielt der VKSK Kreisvorstand Gera von der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft Gera den Bungalow kostenlos zur Verfügung gestellt.
Unsere Anlage erhielt den Zuschlag zur Aufstellung in unserer Anlage am 10.12.79 mit folgenden Aussagen:

1. den Verkauf von Sämereien und Gartenbedarfsartikeln durch die BHG in Kommission,
2. den Ankauf von Obst und Gemüse von den Spartenmitgliedern
3. für Sommer- und Wohnbezirksfeste und weitere Veranstaltungen,
4. für Vorstandsitzungen und sonstige Sitzungen zu nutzen.

Der Bungalow wurde in einer HAU-RUCK- Aktion im Frühjahr 1980 aufgestellt.
Ein Versuch zum Kommissionsverkauf von Gartenbedarfsartikeln schlug jedoch am Angebot, vor allem von Mangelwaren, fehl. So haben wir jedoch als Verein das Objekt gut zu nutzen können.

Bergheimrenovierung 1980/81

Das Bergheim als zentraler Punkt der Sparte entsprach in keiner Weise mehr den Anforderungen der Zeit. Es war dringend eine Renovierung angesagt aber das Problem „Wirtsleute“ blockierte längere Zeit jede Veränderung. Familie Fitze wohnte zeitweise mit bis zu 7 Personen in den Wirtschaftsräumen und die Einrichtung war total abgewohnt. Wohnküche und Gaststättenküche sowie Kinderstube alles in einem Raum. Die Hauptgäste waren die sowjetischen Soldaten und vor allem die Offiziere die ihren Wodka von hier legal und illegal bezogen.

Der Vorstand musste mit Hilfe der HO und Hygiene die Wohnräume als solche verwerfen lassen und für die Wirtsfamilie beim Wohnungsamt für entsprechenden Wohnraum erwirken, dies war ein sehr schwieriges Unterfangen, das aber gelang.

So konnte nach dem Auszug der Familie Fitze mir einer Sanierung der Küche, des Gastraumes und des Saales begonnen werden. Viele fleißige Helfer legten unter Leitung besonders von Gfrd. Berger und Gfrd. Dorf Hand an.

So wurde die genannten Räume schrittweise renoviert und vor allem die Fußböden einer Erneuerung unterzogen. Der Saal erhielt eine neue Bestuhlung mit gebrauchten Polsterstühlen aus dem Interhotel Gera.

Zum Sommerfest 1981, welches auch unter dem Motto „60 Jahre Steinertsberg“ stand, waren die Räume fertig und der Vorstand lud zum Tanz. Ein Monat später übernahm die Fam. Poser die Gaststätte und hatte mit guter und preiswerter Küche einen guten Zuspruch. Bei der Neuverpachtung wurde ein Wohnrecht ausgeschlossen und der jetzige Büroraum aus dem Vertrag genommen.

Mit der Renovierung wurden Leistungen von ca. 30.000 M erbracht, der Materialanteil betrug dabei rund 15.000 DM.

Es folgte eine Zeit gutem geselligen Beisammenseins im Bergheim und auch manche Familienfeier konnte gestaltet werden. Im Winterhalbjahr war jedoch die freiliegende Toilette bei unseren Ehefrauen der Stein des Anstoßes, nicht zu lange im Bergheim zu bleiben. Nach einigen erfolgreichen Sommerfesten mit gutem Zuspruch vor allem aus dem Wohngebiet ließ 1984 den Willen im Vorstand reifen hier etwas zu verändern.

1982

Zur Mitgliederversammlung am 23.01.82 wir Wolfgang Quickert zum 1. Vorsitzenden und Helmut Dorf zum 2. Vorsitzenden gewählt.

Wohnbezirks – und Bergfeste bis 1984

In den 80iger Jahren war es eine schöne Tradition, jährlich auf dem Steinertsberg das Fest der Kleingärtner mit dem Wohngebiet zu feiern, die Kräfte der Nationalen Front und der Gartensparte wurden zum erfolgreichen Gelingen gebündelt. Der Festplatz war geschmückt und bunt gestaltet. Besonders die Gartenfreunde Heiz Trillhoff und Franz Hortsch waren für diese Tage unermüdlich tätig.

Das Frauenaktiv arbeitete ebenfalls bei jeder Zusammenkunft für diesen jährlichen Höhepunkt, sie warteten mit kunsthandwerklichen Gegenständen auf und verabreichten herrliche Fettschnitten mit Knoblauch, weiterhin sollen die Kräuteressige noch erwähnt werden.

Die Tombola der Gartensparte, als ein wichtiger Tageshöhepunkt, beschäftigte so einige Gartenfreunde. Bereits in den Wintermonaten wurden die Lose mit der Hand gestempelt, geschnitten und gerollt.

Mit dem Einsammeln der Geschenke aus jedem Garten, dem Sortieren und Bewerten und das Zukaufen und Organisieren von Spenden aus den Geraer Betrieben ging es weiter, besonders die Produkte aus der Geraer Pozellanfabrik waren eine Augenweide. Die Ausgestaltung der Tombola war einige Jahre eine Sonderleistung der Familie Dorf.
Wie schnell wurde dann alles verkauft und verteilt, keiner konnte genug Lose für die Familie bekommen. Bis zu 2000 Gäste waren bei gutem Wetter keine Seltenheit. Ein Tanz

Für die Jugend am Freitag und das eigentliche Fest war auf den Sonnabend gelegt. Die Kulturgruppe spielte einige Jahre am Nachmittag auf, wobei die Gartenfreunde das schwere Klavier aus der Gaststätte ins Freie schleppten. Das Fassbier und die Rostbratwürste als etwas Besonderes schmeckten prächtig.

Der Sonnabendabend diente dem Tanz mit einer Kapelle von ca. 5 – 7 Musikern, die hatten uns so richtig im Griff. Der Sonntag diente bereits wieder zum Abbau und Aufräumen. Der Sonnabend lief entsprechend der nachfolgend dargestellten Einladung wie folgt ab.

Wohnbezirks- und Bergfestprogramm
Freitag 19 Uhr bis 23 Uhr
Jugendtanz auf der Freifläche/ Disko
Die Schießbude hat geöffnet

Sonnabend
Preisskat im Bergheim 9 – 12 Uhr
Preis – und Blumenschießen 10 – 18 Uhr
Preiskegeln 10 – 18 Uhr
Feldküchenessen ab 12 Uhr
Kutschfahrten für Kinder 14 – 17 Uhr
Tombola/ Solibasar 15 – 17 Uhr
Glücksgrad 14 – 17 Uhr
Kinderfest auf dem Kinderspielplatz 14 – 16 Uhr
Kulturprogramm auf dem Platz 15 – 18 Uhr
Tanz im Freien 20 – 24 Uhr
Lampionumzug der Kinder 21 Uhr

Bei verregnetem Wetter, welches leider auch vorkam, gab es schon Probleme vor allem mit dem Bier, es war nicht so haltbar und nur für 2 Wochen gedacht. So haben wir einige Jahre in der Woche abends unser Bier an den Mann bringen müssen.

1984 haben wird auf dieser Basis unser letztes gemeinsames Fest organisiert und gefeiert, da ja ab 1985 die Bautätigkeit im vollen Betrieb war. Bereits 1987 regte der Vorstand die Abhaltung kleinerer Bereichsfeste an, aber es war etwas verlorengegangen.

Feuerbrandbekämpfung 1982

Diese gefährliche Obsterkrankung hatte im Großraum Gera zugeschlagen und auch unsere Anlage erreicht. An einigen Birnen und Apfelbäumen waren die braunroten abgestorbenen Äste zu sehen. Nach Begutachtung durch die Pflanzenschutzstelle Gera mit positivem Befall wurde das Roden der in den Vogelschutzwäldchen und Halden stehenden Weißdorngehölze angeordnet. Die Beseitigung sollte durch Verbrennen vor Ort erfolgen. Mit 3 Motorsägen ging es abends und über die Wochenenden ans Werk. Es brannte in den Halden und an der Festwiese mehrere Wochen und danach sah alles anders aus.

Mit dieser Maßnahme waren die Haldenbereiche gesäubert und wieder zugängig. Das Vogelschutzwäldchen war aufgehellt und das Dreieck ließ den Blick zur G.-Hauptmann-Straße wieder zu. Für Neubewuchs brauchten wir nicht zu sorgen.

Bergheim – Toilettenanbau 1985 – 1989

Wie bei jedem Bau beginnt es bei der Planung, wir beauftragen 1981/82 den Gfrd. Reuß als Bauingenieur einen ersten Entwurf entsprechend den Notwendigen Bedingungen einer Gaststätte zu entwerfen. Dieser Entwurf sah eine Toilettenanlage ohne Kellerräume vor und wurde auf die Unterkellerung erweitert.
Weiterhin entstand ein Projekt für die Entwässerung bis zur G.-Hauptmann-Straße über den Steilhang an der Halde. Parallel zu diesem Vorhaben musste eine neue Trinkwasserleitung (PE 2 Zoll) zum Bergheim verlegt und die bestehende Freileitung der Energieversorgung des Bergheims durch ein Erdkabel ab G.-Hauptmann-Straße ersetzt werden.

Die Finanzierung des Vorhabens mit einer geplanten Laufzeit von ca. 4 – 5 Jahren sollte über die Einnahmen aus dem Bergheim und den derzeitigen Umlagen gesichert werden. 1985 begannen wir mit den ersten Spatenstichen für die Entwässerungsanlage, die wir nur auf der Festwiese und direkt auf der G.-Hauptmann-Straße mit etwas Technik unterstützen konnten. Gfrd. Lemberg übernahm die Bauleitung seitens des Vorstandes, aber auch der gesamte Vorstand stand nach Kräften zur Seite. Die Verrohrung und Elektrokabelveränderung wurden bis Ende 1986 realisiert. Der Rohbau stand 1987, aber der Ausbau stand noch bevor. Der Kräfteverschleiß der Leitungsmitglieder war über diesen langen Zeitraum sehr groß und Gfrd. Lemberg musste durch Werner Benndorf für die Ausbauphase mit Erfolg ersetzt werden. Im Herbst 1989 wurde der Anbau beim Stadtbauamt fertig gemeldet. Aus der Sicht von 1996 ist der Vorstand stolz, diese Entscheidung zum Bau noch rechtzeitig getroffen zu haben.

Es war schon etwas Besonderes was wir für unsere Sparte geschaffen hatten. Heute gibt es alle Werkzeuge und Baumaterialien in hoher Qualität aber finanziell könnten wir uns dieses Vorhaben ohne Kredite nicht mehr leisten. Hinzu kommt, dass der Stellenwert des Gartens für den Erholungszweck sich wesentlich seit der Wende verändert hat uns somit die Bereitschaft der Mitglieder für solche arbeitsintensiven und finanziellen Belastungen schwer erreichbar wären.

Die Nutzung der Kleingärten und der Wettbewerb

Eingebettet im System des VKSK, beraten über die Gartenzeitungen und der Fernsehsendungen „Du und Dein Garten“ haben wir in den achtziger und neunziger Jahren versucht in unseren Gärten einen hohen Beitrag zur Versorgung unserer Familien zu erreichen. Dabei haben wir experimentiert und versucht auch die vielfältigsten Obst und Gemüseprodukte unter Glas, Folie oder auch im Freien heranzuziehen. Hierbei seien Melonen, Zucchinis, Herkuleskeule, Ananaskirschen und Paprika beispielhaft erwähnt.

Es hat uns Spaß gemacht beim Pflanzen- und Samentausch und mit Stolz haben wir gern auch einige gute Exemplare Blumen- und Gemüsepflanzen verschenkt. Pfirsiche und Aprikosen wurden als Sämlinge herangezogen und versucht sie zu veredeln. Aus heutiger Sicht kaum noch so vorstellbar. Diese Leistungen wurden am Ende eines jeden Jahres über eine Leistungskarte mit vielen statistischen Informationen abgerechnet und im Verein sowie im Verband ausgewertet. Besonders interessierte dabei, was haben die Kleingärten produziert und an andere Haushalte oder dem Handel zur Verfügung gestellt, die Mengen konnten sich sehen lassen.

Wir Steinertsberger hatten im sozialistischen Wettbewerb der Geraer Kleingärtner stets einen guten Platz eingenommen. So zeugten Urkunden wie

Urkunde für ausgezeichnete Leistungen in der antiimperialischen Solidarität 1981, vom Nationalrat der Nationalen Front der DDR

Ehrenkunde des Zentralvorstandes des VKSK im Karl-Marx-Jahr 1983
Ehrenkunde des Zentralvorstandes des VKSK im 35. Jahr der DDR 1985
Ehrenkunde des Zentralvorstandes des VKSK im Jahr des XI. PT der SED 1986
Ehrenkunde des Zentralvorstandes des VKSK anlässlich des 30 Jährigen Bestehens des VKSK und 40. Jahrestag der Gründung der DDR

Urkunde für hervorragende Leistungen im Wettbewerb des Kreisverbandes 1976
Urkunde für hervorragende Leistungen im Wettbewerb des Kreisverbandes 1979
Urkunde für hervorragende Leistungen im Wettbewerb des Kreisverbandes 1986
Urkunde für hervorragende Leistungen im Wettbewerb des Kreisverbandes 1987
Urkunde für hervorragende Leistungen im Wettbewerb des Kreisverbandes 1988
Urkunde für hervorragende Leistungen im Wettbewerb des Kreisverbandes 1989

Beispielhaft für die öffentliche Anerkennung des erfolgreichen Schaffens aller Mitglieder und seines Vorstandes über viele Jahre.

Der Anlage wurde 1979 der Status – „Anerkanntes Naherholungsgebiet“ zuerkannt.

1993 Bergheim – Dachsturmschaden, Innen- und Außenrenovierung

Das Jahr 1993 begann für uns nicht sehr erfreulich, Frau Inge Janzon hatte uns zum Jahreswechsel die Kündigung für das Bergheim zugestellt und wollte bald Gera in Richtung alte Bundesländer verlassen. In der Ausräumphase fegte über Gera ein heftiger Sturm hinweg, der das gute alte Dach des Bergheimes arg in Mitleidenschaft zog. Mehrere Quadratmeter große Dachpappenstücke wurden wie eine Zeitung in die darüber liegenden Gärten geschleudert. Ca. 1/3 des Hauptdaches war samt Dachrinne Opfer des Sturms.

Die Kostenvorschläge erbrachten für eine Komplettreparatur Aufwendungen von 21.000 DM. Die Firma Hecker führte die Dachreparatur mit neuer Dachrinne im Frühjahr aus und ein Kollektiv von Gartenfreunden nutzte die Gelegenheit der vorhandenen Gerüste für eine Sanierung des Außenanstrichs. Das Haus sah danach wie verwandelt aus.

Aber auch im Inneren wurde fleißig gearbeitet. Fleißige Handwerker richteten die Küche für eine Wiedereröffnung unter bundesdeutschen Bedingungen her. Nichts außer dem Fußboden und den Gasherden blieb in der Küche erhalten. Die Kosten für die Einrichtung übernahm Frau Ay. In der Gaststätte erfolgte ebenfalls ein Ausräumen allen alten Mobiliars einschließlich des Klaviers.

Die Gastraummöbelierung übernahm die Mönchhofer Brauerei mit einem Bierausschankvertrag. Mit der Gartensaison 1993 wurde das Heim eröffnet. Wir wünschten den Wirtsleuten einen guten Start.

Auch an den Außenobjekten wurde 1993 bis 1996 so einiges verändert, um dem Komplex ein gutes Aussehen zu geben. Die neue Verkleidung der Bier- und Schießbude zeugten davon. Für die vielen Blumen und Kleinigkeiten der Außengestaltung zeichneten die Wirtsleute verantwortlich.
Wir schätzen jedoch ein, an diesem Haus immer etwas zum Bauen zu haben!

Der Verein 1990 – 1995

Durch den VKSK Gera-Stadt wurden wir zu Beginn des Jahres 1990 aufgefordert, uns als selbstständiger Verein wieder mit Satzung registrieren zu lassen.

Im April und Mai schmiedeten wir im Vorstand an unseren Vereinssatzung, ehe sie dann zur Mitgliederversammlung am 14.06.90 in der Gagarinoberschule angenommen und der Verein am 02.07.90 beim Kreisgericht Gera als „Kleingartensparte Steinertsberg Gera e. V.“ unter der Nummer 76 registriert wurden.

Für den Verein zeichneten die Gfrd. Reinhard Hoppe und Joachim Zimmermann verantwortlich. Beide Vorstandsneulinge sahen jedoch in Gera und im Kleingartenverein nicht die Erfüllung der Zukunft. So übergaben sie 1991 bzw. 1992 die Aufgaben, den Schlüssel und auch ihre Gärten.

Zur Mitgliederversammlung am 26.11.92 wurden der Vorstand, Gfrd. Wolfgang Quickert und Werner Benndorf als 1. Und 2. Vorsitzender des Vereinsvorstandes neu gewählt, wobei beide die Geschäfte bereits vorher amtierend übernehmen mussten.

Die Wende forderte von so manchen guten Kleingärtner eine Gartenaufgabe aus Gründen der beruflichen Zukunft, und dieser Trend ist noch nicht abgeschlossen. 1992 stellte der Vorstand, nach Gesprächen mit dem Stadtverband der Gartenfreunde Gera, einen Antrag auf Rückübertragung des Bodenreformlandes für die Sparte an das zuständige Vermögensamt Gera.

Eine neue Gartenordnung wurde 1993 erarbeitet und am 07.07.93 in Kraft gesetzt.

Am 30.11.94 erfolgte im Speisesaal der WaKos GmbH eine Mitgliederversammlung zur Festlegung der Aufgaben und zu finanziellen Dingen. Eine erste Satzungsänderung wurde beschlossen.

Viel Zeit musste für die vielen Veränderungen im allgemeinen Verwaltungsablauf verwendet werden. Ständige Preisveränderungen bei Wasser und Strom und auch der Pacht brachte alle altbewährten Schemen der Abrechnung durcheinander. Zusätzlich haben uns die Postleitzahlveränderung, Straßenumbennenung und eine Vielzahl von Wohnungswechseln beschäftigt.

Für 1995 haben wir uns auf Abteilungsversammlungen im November/Dezember verständigt. Hiermit wollten wir mehr Basiszusammenarbeit erreichen und auch unser eigenes Vereinshaus nutzen, es scheint, dass es gelingt.

Rückübertragungsantrag vom 29.07.92

Am 25.05.96 erhielten wir nach vorheriger Information den Bescheid auf unseren Antrag. Das Amt zur Regelung offener Vermögensfragen Gera teilte und mit, dass unser Antrag abgelehnt wird.

Begründung: Das beantragte Flurstück war ein Bodenreformgrundstück. Ursprünglicher Eigentümer war der Schrebergartenverein Steinertsberg e.V. Gera.
Das o.g. Flurstück wurde mit Eintragung vom 28.08.73 auf der Grundlage eines Eintragungsersuches des Rates der Stadt Gera, Referat Bodenrecht, auf den Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter, Kreisverband Gera, übertragen.

Im vorliegenden Fall ist der erfolgte Eigentumswechsel im Jahre 1973 im Lichte der zur Zeit des Eigentumsverlustes geltenden Verordnung zur Förderung des Kleingarten- und Siedlerwesens und der Kleintierzucht vom 21.04.1954 (Gbl. 1, S. 465) zu sehen.

Das o.a Flurstück wurde mit dem Eintritt des Schrebergartenvereins Steinertsberg e.V. in den Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) auf Grund der o.g. Verordnung in den Bodenfonds des VKSK überführt. Diese Vermögensentziehung stellt kein teilungsbedingtes Unrecht dar und war auch nicht in anderer Weise besonders diskriminierend.

Die Vermögensentziehung gehört vielmehr zu den typischen Fällen systembedingter Enteignungen, die im Zuge des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaftsordnung in der ehemaligen DDR stattfanden und deshalb vom Sinn und Zweck des § 1 Abs. 1 Buchstabe a VermG (entschädigungslose Enteignung) nicht erfasst werden.

So bleibt uns nur zu hoffen, das der Verband der Gartenfreunde Gera e.V. uns stets ein guter Verpächter bleibt. Die preislichen Veränderungen der Pacht wird es zeigen. Zahlten wir bis 1990 noch 2 Pf/m², so entwickelte sich der Preis bereits auf das 9fache, nämlich auf 18 Pf/m² gepachtetes Gartenlandes.